Menschen bewegen – Horizonte öffnen
Die Duisburger Philharmoniker zählen zu den vielseitigsten und innovativsten Klangkörpern innerhalb der nordrhein-westfälischen Kulturszene und der deutschen Orchesterlandschaft.

Dem Jahresprogramm jeder Spielzeit sind Grußworte vorangestellt:

Im Mittelpunkt jeder Saison stehen die zwölf Philharmonischen Konzerte, in denen zentrale Werke der sinfonischen Tradition vom Barock bis zur Moderne in Zusammenarbeit mit international renommierten Dirigent:innen erarbeitet werden. Neben ihrem Residenzort, der Philharmonie Mercatorhalle, bildet traditionell der Orchestergraben des Theaters Duisburg die zweite Heimat der Duisburger Philharmoniker. Für diese lange und erfolgreiche Theaterehe mit dem Düsseldorfer Opernhaus als „Deutsche Oper am Rhein“ wurde das Orchester 2013 mit dem Musikpreis der Stadt Duisburg ausgezeichnet.
Als Orchester mit einer fast 150-jährigen Geschichte fühlen sich die Duisburger Philharmoniker zum einen der Tradition verpflichtet, verstehen sich zum anderen aber auch als wichtiger Impulsgeber und Vordenker für das Konzert- und Orchesterwesen im 21. Jahrhundert. Dafür stand in den letzten Jahren ganz besonders „ÉRCHOMAI – Das bewegte Orchester“, ein Projekt der Duisburger Philharmoniker im Rahmen des Förderprogramms „Exzellente Orchesterlandschaft Deutschland“ der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Bewegt bleiben die Duisburger Philharmoniker im Rahmen der „Exzellenten Orchesterlandschaften“ aber auch weiterhin, denn 2024 wurde das Orchester erneut in das renommierte Förderprogramm aufgenommen, damit es auch künftig Projektideen außerhalb des regulären Konzertbetriebs entwickeln kann. Zum Beispiel das neue Community-Projekt „Marxloh Music Circus“, bei dem die Stadt zum Outreach-Labor dafür wird, dem Reichtum verschiedener Musikkulturen zwischen „klassischer“ und „nicht-klassischer“ Musik nachzuspüren – gekrönt von einem einzigartigen musikalischen Panoptikum bei einem Straßenfest rund um das Pollmann-Eck im Sommer 2025. Die Mitwirkung an den großen NRW-Musikfestivals und regelmäßige Gastspiele bringen ferner die feste Verwurzelung der Duisburger Philharmoniker in der regionalen wie bundesweiten Musikszene zum Ausdruck, mit Gastauftritten zum Beispiel bei der Ruhrtriennale, in der Kölner Philharmonie und beim NOW!-Festival in Essen.

Bewegt sind die Duisburger Philharmoniker aber auch in einem übertragenen, geistigen Wortsinn: durch zahlreiche kreative Prozesse. Denn das Orchester versteht sich als lebendige und lernende Kulturinstitution, die für das schöpferische und individuelle Werden von Menschen wie für die offene Gesellschaft an sich eine entscheidende Rolle spielt und sich dabei der musikalischen Erneuerung und der Reflexion gesellschaftlichen Wandels verpflichtet fühlt. In der letzten Spielzeit stand das „Tagore-Projekt“, das sich auf der Achse Europa–Indien bewegte und den vielfachen musikalischen Bezügen zur indischen Kultur in Zemlinskys „Lyrischer Sinfonie“ nach Gedichten von Rabindranath Tagore nachspürte, für diesen kulturellen Austausch. In der Saison 2024/2025 ist es das „Neue Wege“-Projekt „Untold Stories“, das die aus dem kollektiven Bewusstsein gedrängten Geschichten Schwarzer Musiker:innen und Komponist:innen erzählten soll. Im 6. Philharmonischen Konzert etwa stehen unter dem Titel „Silenced Black Voices“ gleich drei Werke Schwarzer Tonschöpfer:innen auf dem Programm, die für das sinfonische Repertoire wiederentdeckt werden – interpretiert von People of Color, denen das Konzert ebenfalls eine Bühne bietet.

Die Duisburger Philharmoniker untersuchen allerdings nicht nur die geografischen Achsen, die Europa mit der ganzen Welt verbinden, sondern richten gleichzeitig auch einen Blick in die eigene Vergangenheit auf der Achse zwischen Historie und Heute. Mit dem 11. Philharmonischen Konzert bietet das Orchester unter Axel Kober zum Beispiel eine Zeitreise in die Vergangenheit, mit einem Programm, das sich auf ein Konzert vor genau 100 Jahren bezieht. In ihm dirigierte der damalige Generalmusikdirektor Paul Scheinpflug die Uraufführung von Hindemiths „Konzert für Orchester“. Das Konzert ist allerdings nicht nur eine Erinnerung an die glanzvolle Geschichte der Philharmoniker, sondern auch eine kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Historie, fand das Musikfest damals – anlässlich der „Tausendjahrfeier der Rheinlande“ – doch in einem deutlich deutsch-nationalen Kontext statt.

Durch die etablierten Konzertreihen in Verbindung mit den zahlreichen „Neuen Wegen“ präsentiert sich Duisburg außerdem als ein Zentrum der Konzertforschung. Zum Beispiel mit dem „Eigenzeit“-Festival „Musik von Jetzt“, das transkulturelle Programme mit kuratierenden Gast-Künstler:innen und -Komponist:innen verbindet und das dank der Landesförderung dauerhaft im städtischen Musikleben verankert werden soll. In der Saison 2024/2025 wird es von der Geigerin Alissa Margulis mitkuratiert, die neben ihrem eigenen Trio auch eine ganze Reihe prominenter befreundeter Musiker:innen nach Duisburg einlädt. Um den Austausch vor Ort, eine Öffnung hin zur diversen Stadtgesellschaft in Duisburg bemüht sich auch weiter der Community-Musician Koray B. Sari, der im 5. Kammerkonzert, das von Yalda Yazdani kuratiert wird, unter dem Motto „Female Voices United“ mit sieben Sängerinnen aus unterschiedlichen Konfliktregionen zu erleben sein wird und somit eine Brücke zwischen dem internationalen Ensemble und den kurdischen, türkischen und iranischen Gemeinschaften in Duisburg schlägt.

Darüber hinaus leuchtet Pianist Kai Schumacher in der Reihe „Kai Schumacher & Friends“ gemeinsam mit befreundeten Musiker:innen die Klavierwelt aus allen Richtungen aus, während bei den „BEAT“-Konzerten mit dem Ensemble Repercussion die analogen und medialen Möglichkeiten des Schlagzeuguniversums im Fokus stehen: Mit Visuals, Hologrammen, Synthesizern und Beats verwandelt sich die Philharmonie Mercatorhalle dabei in einen vibrierenden Club. Darüber hinaus haben die Duisburger Philharmoniker mit dem Education-Programm „klasse.klassik“ in den vergangenen Jahren neue Hörerschichten erschlossen und sich mit „klasse.klassik goes green“ dem Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz gewidmet. Nachhaltig erfolgreich ist außerdem die Reihe „Herzmusik“, die Menschen mit demenziellen Veränderungen und ihren Angehörigen eine Teilhabe am kulturellen Leben ermöglicht – ganz im Sinne eines gesamtgesellschaftlichen Engagements.

Ein weiteres Markenzeichen der Duisburger Philharmoniker und Beleg für ihre herausragende Stellung in der deutschen Orchesterlandschaft sind die zahlreichen hochkarätigen Gast-Künstler:innen, die in den verschiedenen Konzertformaten zu erleben waren, sind und sein werden. Dazu zählen etwa Dirigent:innen wie Kirill Petrenko, Alondra de la Parra, Joana Mallwitz, Roderick Cox, Anu Tali, Elena Schwarz, Josep Pons, Marie Jacquot, Kent Nagano, Oksana Lyniv und Newcomerin Tianyi Lu sowie nicht weniger prominente Solist:innen wie Carolin Widmann, Frank Peter Zimmermann, Dorothee Oberlinger, Marialy Pacheco, Isata Kanneh-Mason, Maximilian Hornung, Alissa Margulis, Isabelle Faust, Elisabeth Leonskaja und Sol Gabetta. Hinzu kommen Weltklasse-Sänger:innen wie Klaus Florian Vogt, Julia Kleiter, Markus Eiche, Franz-Josef Selig, Michael Volle und Camilla Nylund sowie jedes Jahr ein „Artist in Residence“. Nach der Flamencokünstlerin Marina Heredia und dem Cellisten Alban Gerhardt gibt dieses Mal der aus Venezuela stammende Trompeter Pacho Flores spannende Einblicke in sein vielfältiges künstlerisches Schaffen.

2021 übergab der langjährige Intendant Prof. Dr. Alfred Wendel das Zepter an den Musikwissenschaftler und Kulturmanager Nils Szczepanski, der die Duisburger Philharmoniker seitdem weiter in die Zukunft des klassischen Konzertbetriebs führt. Die neue Spielzeit bringt aber auch einen Abschied, denn es wird die letzte von Axel Kober sein, der seit 2019 Generalmusikdirektor der Duisburger Philharmoniker ist und ihr Profil maßgeblich weiterentwickelt hat. Seine Rückkehr als Gastdirigent ist also garantiert!
„Die Duisburger Philharmoniker untersuchen allerdings nicht nur die geografischen Achsen, die Europa mit der ganzen Welt verbinden, sondern richten gleichzeitig auch einen Blick in die eigene Vergangenheit auf der Achse zwischen Historie und Heute.“
Fotos: Kurt Steinhausen






