Die Duisburger Philharmoniker

Die Duisburger Philharmoniker zählen zu den vielseitigsten und innovativsten Klangkörpern innerhalb der nordrhein-westfälischen Kulturszene und der deutschen Orchesterlandschaft.

Duisburger Philharmoniker: Die 2. Violinen
Duisburger Philharmoniker: Die Violen

Im Mittelpunkt jeder Saison stehen die zwölf Philharmonischen Konzerte, in denen zentrale Werke der sinfonischen Tradition vom Barock bis zur Moderne in Zusammenarbeit mit international renommierten Dirigent:innen erarbeitet werden.

Neben ihrem Residenzort, der Philharmonie Mercatorhalle, bildet traditionell der Orchestergraben des Theaters Duisburg die zweite Heimat der Duisburger Philharmoniker. Für diese lange und erfolgreiche Theaterehe mit dem Düsseldorfer Opernhaus als „Deutsche Oper am Rhein“ wurde das Orchester 2013 mit dem Musikpreis der Stadt Duisburg ausgezeichnet.

Als Orchester mit einer fast 150-jährigen Geschichte fühlen sich die Duisburger Philharmoniker zum einen der Tradition verpflichtet, verstehen sich zum anderen aber auch als wichtiger Impulsgeber und Vordenker für das Konzert- und Orchesterwesen im 21. Jahrhundert. Dafür steht ganz besonders „ÉRCHOMAI – Das bewegte Orchester“, ein Projekt der Duisburger Philharmoniker im Rahmen des Förderprogramms „Exzellente Orchesterlandschaft Deutschland“ der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Wobei sich „bewegt“ auf gleich mehrere Aspekte bezieht. Zum Beispiel bewegt sich das Orchester ganz sprichwörtlich: raus aus dem Konzertsaal, hin zu neuen Spielorten, an denen Menschen und Musik auf besondere Weise zusammenfinden – Museumsbauten und ehemalige Industrieräume, aber auch urbane Freiflächen und Naherholungsgebiete. Die Mitwirkung an den großen NRW-Musikfestivals und regelmäßige Gastspiele bringen ferner die feste Verwurzelung der Duisburger Philharmoniker in der regionalen wie bundesweiten Musikszene zum Ausdruck. In der Spielzeit 2022/2023 war das Orchester etwa zu Gast bei der Ruhrtriennale, in der Kölner Philharmonie und beim NOW!-Festival in Essen, wo es auch in der Saison 2023/2024 erneut zu erleben sein wird. Zudem gastier(t)en die Duisburger Philharmoniker bei den Audi Sommer­konzerten.

Duisburger Philharmoniker: Die Celli und Kontrabässe

Bewegt sind die Duisburger Philharmoniker aber auch in einem übertragenen, geistigen Wortsinn: durch zahlreiche kreative Prozesse. Denn das Orchester versteht sich als lebendige und lernende Kulturinstitution, die für das schöpferische und individuelle Werden von Menschen wie für die offene Gesellschaft an sich eine entscheidende Rolle spielt und sich dabei der musikalischen Erneuerung und der Reflexion gesellschaftlichen Wandels verpflichtet fühlt. In der vergangenen Spielzeit trafen in einem Kammermusikkonzert zum Beispiel persische und türkische Musikkulturen auf klassische Klänge, kuratiert von der iranischen Musikethnologin Yalda Yazdani. Zudem gab es ein Solidaritätskonzert für die Ukraine in Pultnachbarschaft mit dem Youth Symphony Orchestra of Ukraine, 2022 mit dem Musikpreis der Stadt Duisburg ausgezeichnet, unter der Leitung von Nataliia Stets und der YSoU-Gründerin Oksana Lyniv. Sie wird in der neuen Spielzeit wieder zu Gast sein und im 11. Philharmonischen Konzert erneut einen ukrainischen Schwerpunkt setzen.

Duisburger Philharmoniker: Flöten und Oboen im MKM · Foto: Kurt Steinhausen

Bewegung meint aber auch kulturellen Austausch, wie er exemplarisch mit dem 1. Philharmonischen Konzert der letzten Spielzeit gelebt wurde, in dem Mahlers „Lied von der Erde“ auf eigens für dieses Projekt komponierte „Intermezzi“ der chinesischen Komponistin Yijie Wang traf. In der neuen Spielzeit wird dieser Austausch nun fortgeführt: mit dem „Tagore-Project“, das sich im 10. Philharmonischen Konzert auf der Achse Europa–Indien bewegt. Um den Austausch vor Ort, eine Öffnung hin zur diversen Stadtgesellschaft in Duisburg ging es in zahlreichen Konzertprojekten mit dem Community-Musician Koray B. Sari, der mit in Duisburg lebenden Künstler:innen aus verschiedenen Musikkulturen und Mitgliedern der Duisburger Philharmoniker in einen vielfältigen musikalischen Dialog getreten ist und diesen auch in Zukunft fortsetzen wird.

Duisburger Philharmoniker: Die Holzbläser

Bewegung heißt außerdem Impulse setzen und damit zum Beispiel das Repertoire erweitern – mit neuen und „alten“ Werken. Im Rahmen von „Call-for-Compositions“ wurden zum ersten Mal transkulturelle Kompositionsstipendien vergeben, bei denen Komponist:innen aus aller Welt unter der Leitung von Konstantia Gourzi neue Werke für Orchester und ein nicht der klassischen Musikkultur entstammendes Soloinstrument erarbeiten konnten. Mit ihrem „Call-for-Music“ wollen die Duisburger Philharmoniker hingegen vergessene Werke aus der Zeit von 1700 bis 2000 ins Bewusstsein zurückrufen. Nach der 3. Sinfonie von Christian Gottlieb Müller in der letzten Spielzeit gibt es in der neuen Saison die Möglichkeit zur Begegnung mit der Ouvertüre zu Schillers Tragödie „Die Jungfrau von Orléans“ von Herman Severin Løvenskiold – einem Werk aus dem 19. Jahrhundert, das jedoch noch nie aufgeführt wurde. Im selben Konzert erklingt außerdem die „Uraufführung“ der Neufassung des Violinkonzerts von Manfred Trojahn, mit dem die Duisburger Philharmoniker seit einiger Zeit eine besonders enge Zusammenarbeit verbindet.

Duisburger Philharmoniker: Die Fagotte und Hörner

Durch die etablierten Konzertreihen in Verbindung mit den zahlreichen „neuen Wegen“, mit denen sich Duisburg als ein Zentrum der Konzertforschung präsentiert, war die Spielzeit 2022/2023 so opulent, abwechslungsreich und neuartig wie nie zuvor: Zum ersten Mal war mit Marina Heredia eine Flamenco-Sängerin Artist in Residence, das Eigenzeit-Festival für zeitgenössische Kammermusik, dieses Mal kuratiert von der Dirigentin und Komponistin Konstantia Gourzi, erlebte seine dritte Auflage, die Konzertreihe „BEAT“ ging in die sechste Runde und beschäftigte sich mit künstlicher Intelligenz und ihren Möglichkeiten für den Einsatz im Konzertsaal. Darüber hinaus haben die Duisburger Philharmoniker mit dem Education-Programm „klasse.klassik“ in den vergangenen Jahren neue Hörerschichten erschlossen und sich mit „klasse.klassik goes green“ dem Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz gewidmet. Nachhaltig erfolgreich ist außerdem die Reihe „Herzmusik“, die Menschen mit demenziellen Veränderungen und ihren Angehörigen eine Teilhabe am kulturellen Leben ermöglicht – ganz im Sinne eines gesamtgesellschaftlichen Engagements.

Duisburger Philharmoniker: Die Blechbläser

Dokumentiert sind Qualität und Vielseitigkeit der Duisburger Philharmoniker auch auf zahlreichen Einspielungen, darunter zuletzt die international hochgelobte Live-Produktion von Richard Wagners „Der Ring des Nibelungen“ mit Axel Kober, der als Nachfolger von Jonathan Darlington und Giordano Bellincampi seit Beginn der Spielzeit 2019/2020 Generalmusikdirektor in Duisburg ist. Ein weiteres Markenzeichen der Duisburger Philharmoniker und Beleg für deren herausragende Stellung in der deutschen Orchesterlandschaft sind die zahlreichen hochkarätigen Gastkünstler:innen, die in den verschiedenen Konzertformaten zu erleben waren, sind und sein werden. Dazu zählen etwa Dirigent:innen wie Kirill Petrenko, Alondra de la Parra, Joana Mallwitz, Roderick Cox, Anu Tali, Elena Schwarz, Josep Pons und Marie Jacquot sowie nicht weniger prominente Solist:innen wie Carolin Widmann, Frank Peter Zimmermann, Dorothee Oberlinger, Marialy Pacheco, Isata Kanneh-Mason, Maximilian Hornung, Alissa Margulis, Isabelle Faust, Elisabeth Leonskaja und Sol Gabetta. Hinzu kommen Weltklasse-Sänger:innen wie Klaus Florian Vogt, Julia Kleiter, Markus Eiche, Franz-Josef Selig und Camilla Nylund.

Duisburger Philharmoniker: Die Schlaginstrumente und Harfen

2021 übergab der langjährige Intendant Prof. Dr. Alfred Wendel das Zepter an den Musikwissenschaftler und Kulturmanager Nils Szczepanski, der die Duisburger Philharmoniker seitdem weiter in die Zukunft des klassischen Konzert­betriebs führt.

„Das Orchester versteht sich als lebendige und lernende Kulturinstitution, die für das schöpferische und individuelle Werden von Menschen wie für die offene Gesellschaft an sich eine entscheidende Rolle spielt und sich dabei der musikalischen Erneuerung und der Reflexion gesell­schaftlichen Wandels verpflichtet fühlt.“

Fotos: Kurt Steinhausen

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Die deutsche Theater- und Orchesterlandschaft wurde 2014 in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen.Immaterielles Kulturerbe · Wissen, Können, Weitergeben
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