Die Eule-Orgel
Die Orgel in der Philharmonie Mercatorhalle
Ein Instrument im Stil der englischen Townhall-Orgeln
Hermann Eule Orgelbau – opus 661, IV / 72
Erbaut 2009
Die meisten Menschen verbinden den Klang einer Orgel mit dem Besuch einer Kirche.
Ihre Musik erklang jedoch schon in den Zirkusarenen des alten Roms wie auch in den Palästen von Königen und Kaisern. In England hatte die Orgel 19. Jahrhundert ihre Blütezeit. Dort wurde sie als Konzertinstrument in Stadthallen und Konzertsälen eingesetzt. William Thomas Best und andere bedeutende Virtuosen spielten nachmittags populäre Orgelkonzerte und erreichten durch einen niedrigen Eintritt breite Schichten der Bevölkerung. Bis heute kommt als Nachklang dieser Tradition die Orgel bei den jährlichen „Promenade Concerts“ in der Londoner Royal Albert Hall immer wieder zum Einsatz.
Die Konzertorgel erlebte insbesondere in England und den USA einen erneuten Aufschwung in der Zeit des Stummfilms um 1900 bis zur Einführung des Tonfilms nach 1920. Als Kinoorgel („Theater-Organ“) eroberte das Pfeifeninstrument auch den Kontinent. Mit einer enormen Bandbreite von Dynamik und Klangfarben untermalte man die Stummfilme in den Lichtspieltheatern.
Eine Besonderheit der englischen Konzertorgel in der Philharmonie Mercatorhalle Duisburg ist unter anderem, dass sie der spätromantischen Tradition des 19. und frühen 20. Jahrhunderts folgt. Des weiteren befinden sich im Inneren der Orgel technische und klangliche Schnittstellen.
Als Klangvorbild dienten die Konzertsaalinstrumente in Kinnaird Hall/Dundee (Harrison & Harrison 1923) und die Usher Hall/Edinburgh (Norman & Beard 1913). Bei dem Versuch ein bestimmtes Klangvorbild anzuvisieren, besteht die Gefahr, am Ende eine Kopie zu erhalten. Ein Instrument mit originalem Klang könnte jedoch in eine nicht passende Umgebung gebracht werden. Da Orgeln einen intensiven Raumbezug haben, muss der Klang entsprechend adaptiert werden. Zahlreiche akustische Messungen garantieren eine auf den Konzertsaal abgestimmte Disposition und auch optisch verschmilzt die Orgel mit der räumlichen Umgebung.
Der grundlegende Unterschied zwischen traditioneller Kirchenorgel und spätromantischer Konzertorgel sind in erster Linie die meist gänzlich anderen akustischen Voraussetzungen. Bei der Konzertorgel handelt es sich meist um eine flächigere und mehrdimensionale Klangausbreitung. Der Klang der Konzertorgel sollte sowohl mit Chören und Orchestern als auch mit dem Raum verschmelzen.
Mit vier Manualen und 72 typisch englischen Registern ist der Klang der Eule-Orgel satt, rund, voluminös. In leisen Passagen vermittelt er einen geradezu sphärischen Eindruck. Die Konzertorgel in der Philharmonie Mercatorhalle ist außerordentlich vielseitig und ermöglicht die Interpretation von Werken aller Epochen und Genres von Pachelbel bis Pop. Damit zieht das Instrument die Kapazitäten der internationalen Orgelszene an.
Orgelkonzerte
Die Eule-Orgel erklingt im Rahmen der Reihe „Toccata · Orgelkonzerte am Samstagnachmittag“
Auf CD können Sie die Orgel in bislang zwei Aufnahmen hören, die auch auf der Seite „CDs“ zu finden sind:
- Roland Maria Stangier „English Town Hall Organ“ beim Label ACOUSENCE | JPC
- Iveta Apkalna und Thomas Trotter „Die neue Orgel der Philharmonie Mercatorhalle Duisburg · Konzert zur Orgeleinweihung“ beim Label ACOUSENCE | JPC
Zwei Klangproben aus dem Einweihungskonzert, gespielt von Thomas Trotter, können Sie hier anhören:
Johann Sebastian Bach
Fuge in G-Dur BWV 577
Leroy Anderson
The Typewriter
Eule ist Orgelbauer des Jahres 2009
Die Redaktion der Zeitschrift „Organ“ hat die Orgelbaufirma Eule mit der Auszeichnung „Orgelbauer des Jahres 2009“ gewürdigt. In der Begründung heißt es: „Die Orgelbaufirma setzte mit einer deutschlandweit einmaligen Anfertigung der Town Hall Orgel für die Duisburger Philharmonie Maßstäbe für den künftigen Saalorgelbau in Deutschland. Daneben waren die hohen handwerklichen und orgelbautechnischen Qualitätsstandards des Traditionsunternehmens ausschlaggebend.“
Dank
Die Eule Orgel in der Philharmonie Mercatorhalle ist ein Geschenk der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung.
Die Stadt Duisburg und die Duisburger Philharmoniker bedanken sich ganz herzlich bei Herrn Professor Dr. h.c. mult. Berthold Beitz (†), der die Orgel persönlich am 14. November 2009 bei der Einweihungsveranstaltung übergeben hat.
Über die Einweihung berichtete die Rheinische Post unter dem Titel „Ihre Majestät zog ein“. Lesen Sie den Artikel als Scan aus der Druckausgabe oder aus der Online-Ausgabe als PDF | im Original.
Foto: Rupert Oberhäuser / Alamy Stock Photo