Gedanken zur englischen Orgel in der Mercatorhalle Duisburg
Die 4.349 Pfeifen sind sämtlich nach originalen Vorbildern aus englischen Orgeln, vor allem der Caird Hall in Dundee von 1923, gebaut. Auffällig sind die Stimmringe aus Weißblech, die ein schonendes Stimmen ermöglichen, aber auch für die Klanggebung wichtig sind. Deutschen Einfluss zeigen hingegen die Holzstöpsel der gedeckten Metallpfeifen. Eine außergewöhnliche Vielfalt hat der spätromantische englische Orgelbau bei den Intonierhilfen hervorgebracht: Nicht nur Bärte und Expressionen in verschiedensten Formen, sondern auch die ausgefeilte Kernspaltenbehandlung mit fein differenzierter Ausbildung der Phasen und Kernstiche bis hin zu bestaunenswerten Erfindungen wie belederten Oberlabien bringen die große, teils extreme und ungewohnte Farbigkeit der Register hervor, ebenso bei den Zungenstimmen die Details wie Kehlen- und Zungenformen und Bechergestaltung. Es sollte keine Kopie entstehen, sondern eine neue Orgel aus unserer Zeit im Stil der englisch-symphonischen Orgel. Nicht nur die Spieltechnik am Spieltisch sollte modern sein, sondern die Orgel sollte auch für Musik geeignet sein, die nicht nur der engen Zeitperiode der Spätromantik (erstes Viertel des 20. Jahrhunderts) entstammt, bis hin zu französischer Musik und den Werken Johann Sebastian Bachs. Hier galt es, auch im klanglichen Bereich das Klangideal der englischen spätromantischen Orgel weiterzudenken.
Spieltisch
Eine Setzeranlage ermöglicht es, 10.000 Registerkombinationen einzuspeichern und per Knopfdruck abzurufen. Gastorganisten können sie auf Chipkarte speichern. Die Verbindung vom Spieltisch zur Orgel erfolgt über ein BUS-System per Datenkabel. So kann der Spieltisch an verschiedenen Standorten aufgestellt werden.
Spezialitäten wie das Second-touch für das I. und II. Manual, Pizzicato-Bass im Pedal und der Schwellwerkskoppler verfeinern die spieltechnischen Möglichkeiten. Im I. und II. Manual des Spieltisches gibt es jeweils eine Second-touch-Funktion, die weitere Pfeifen erklingen lässt, wenn die Taste über einen Druckpunkt hinaus betätigt wird.
Das Second Touch, das auf dem I. und dem II. Manual wirkt, ermöglicht es, über einen zweiten, tieferen Tastendruckpunkt zusätzliche Register und Koppeln zu schalten, mit denen man Akzentuierungen oder Melodiebetonungen erreichen kann.
Genau dafür sind Disposition, Mensuren und Intonation geschaffen, dass die Orgel es vermag ein pianissimo zu spielen, das gerade noch hörbar ist, und ebenso ein Tutti, das prächtig und machtvoll, aber nicht erdrückend wirkt, und dazwischen einen lückenlosen dynamischen Klangaufbau und eine große Farbigkeit an Einzelklängen und Klangmischungen bietet.
Jiří Kocourek
Geschäftsführer
Hermann Eule Orgelbau GmbH