Anna Malikova, Artist in Residence

Anna Malikova, Artist in Residence

Mit neuen Talenten und alten Weggefährten lädt Artist in Residence Anna Malikova zu einer musikalischen Reise zwischen Raritäten und Melodien mit Ohrwurmcharakter ein

Als Artist in Residence ist Pianistin Anna Malikova dem Duisburger Publikum nach einer Reihe von Konzerten schon ans Herz gewachsen. In den letzten Monaten der Spielzeit 2019-2020 wird sie mit verschiedenen Musikern, langjährigen musikalischen Partnern und Freunden nach Duisburg zurückkehren. Gemeinsam mit einem Ensemble der Duisburger Philharmoniker spielt sie im Lehmbruck Museum zwei Sextette. „Das Stück von Sergej Ljapunow, kannte ich gar nicht“, gesteht Anna Malikova. „Es war ein Vorschlag von Solobratscher Matthias Feger. Es ist dunkel, fast schon sinfonisch geprägt und steht sehr schön im Kontrast zu dem Es-Dur Sextett von Michail Glinka.“ Tatsächlich ist das Werk von Ljapunow eine Rarität und wird eher selten gespielt. Der Schüler von Tschaikowsky, der auch im engen Kontakt zum so genannten „Mächtigen Häuflein“ stand, orientierte sich an großen westlichen Vorbildern wie Franz Liszt, aber auch an der opulenten Klangsprache eines Mili Balakirew. Herbe, kraftvolle Momente wechseln sich mit fast schon impressionistisch anmutenden Tönen ab. Im fernen Italien schrieb Michail Glinka sein „Gran Sestetto“ und so erinnert es mitunter weniger an seine großen Opernerfolge als vielmehr an die Belcanto-Komponisten Bellini oder Donizetti. Heimweh und Liebeskummer plagten den Komponisten am schönen Lago Maggiore und inspirierten ihn dennoch zu heiter-spritziger Musik: „Die Melodien bleiben einfach im Kopf“, verspricht Anna Malikova.

Anna Malikova, Artist in Residence · Foto: Kurt SteinhausenIm März ist die Pianistin dann gleich zwei Mal zu Gast. Beim 7. Philharmonischen Konzert sowie beim Gastkonzert in Wesel spielt sie Camille Saint-Saëns Klavierkonzert Nr. 4. 2009 legte sie eine Gesamteinspielung aller fünf Klavierkonzerte des französischen Romantikers mit dem WDR Sinfonieorchester Köln vor. Besonders beliebt ist das fünfte Klavierkonzert. „Ich freue mich, dass Axel Kober das Vierte ausgewählt hat und eben nicht das Fünfte. Ich liebe es sehr, weil es nicht so oft gespielt wird und viele ungewöhnliche Ideen enthält.“ Ein Duo-Konzert sollte auf jeden Fall auch mit im Programmzyklus der Musikerin sein und da fiel es nicht schwer, sich für das Cello zu entscheiden, dessen Klang sie besonders mag. Anna Malikova hat mit vielen renommierten Cellisten zusammengearbeitet, darunter Lynn Harrell und David Geringas – und ist mit einem Cellisten verheiratet. In der Haniel Akademie wird sie mit dem jungen rumänischen Musiker Andrei Ioniţă musizieren. Sein großer internationaler Durchbruch kam 2015 mit dem 1. Preis des Internationalen Tschaikowsky-Wettbewerbes in Moskau. Anna Malikova ist sich sicher: hier stellt sich dem Duisburger Publikum ein „interessanter junger Cellist“ vor. „Ich bin sehr gespannt. Wir werden gemeinsam das erste Mal musizieren.“ Auf dem Programm stehen neben den Romanzen von Schumann und einer Sonate von Prokofjew auch Beethovens bezaubernde Variationen über „Bei Männern welche Liebe fühlen“ aus Mozarts Oper „Die Zauberflöte“ und seine fünfte Cellosonate.

So sehr sich Anna Malikova auf die neue Begegnung freut – schön ist auch immer wieder langjährige Freunde zu treffen. „Victor Lyadov kenne ich seitdem wir 14 Jahre alt sind“, erzählt sie. „Wir haben gemeinsam studiert, mittlerweile unterrichtet er selbst am Moskauer Konservatorium.“ Vladimir Soultanov war es, der sie aus Taschkent zu ihrem Lehrer Lev Naumov nach Moskau gebracht hat; auch mit der jungen Pianistin Nami Ejiri hat sie oft gespielt. Diese Kombination mit vier Pianisten auf der Bühne ist auch für Anna Malikova etwas ganz Besonderes. „Nicht nur weil da vier große Flügel stehen, sondern auch hinsichtlich des Repertoires. Da gibt es nun nicht so viel.“ Neben dem beliebten Konzert für vier Klaviere von Johann Sebastian Bach werden auch die beiden konzertanten Quartette von Carl Czerny zu hören sein. Wer sich da an die doch oft langweiligen Exerzitien aus dem Klavierunterricht erinnert, wird überrascht sein. „Das hat so gar nichts mit seinen Etüden zu tun, das ist Unterhaltungsmusik im besten Sinn“, so Anna Malikova. „Er hat eine Reihe populärer Opernmelodien seiner Zeit zusammengestellt – richtige Ohrwürmer. Das ist unglaublich virtuos und ein richtiges Feuerwerk. Wir haben das zweite Quartett schon einmal gespielt und selten so ein begeistertes Publikum erlebt. Ich bin gespannt wie es in Duisburg ankommt.“

Wieder Nummer Vier und nicht das „Fünfte“ steht im letzten Konzert auf dem Programm. Anna Malikova lacht und erklärt schlicht: „Ich möchte das fünfte Konzert von Beethoven noch einstudieren. Ich hoffe, dass ich das neben all meinen Verpflichtungen schaffen werde. Die Arbeit in Wien als Professorin an der Universität für Musik und Darstellende Kunst nimmt viel Zeit in Anspruch, wenn man es ernsthaft macht.“ Letztendlich sind alle Klavierkonzerte Beethovens Meisterwerke und das Jubiläumsjahr ein willkommener Anlass auch mit den jungen Musikern des Orchesterzentrums NRW unter der Leitung von Markus Stenz diese Musik zu erarbeiten. „Wir sollten uns freuen dieses Ereignis miterleben zu dürfen. Das Beethoven-Jahr ist natürlich ein Beweggrund, aber die Qualität muss stimmen.“ Und so setzt Anna Malikova weniger auf Zufall oder Willkür, sondern hat ihr Programm als Artist in Residence mit viel Liebe und Bedacht ausgewählt – sie stellt Bekanntes neben weniger oft gespieltes Repertoire, möchte für Beethoven genauso wie für Saint-Saëns begeistern und lädt junge Musiker wie alte Weggefährten ein, sie auf dieser spannenden musikalischen Reise zu begleiten.

Anja Renczikowski

Foto: Kurt Steinhausen

Auftritte in der Spielzeit 2019/2020: