Sören Link Oberbürgermeister
Liebe Konzertbesucherinnen, liebe Konzertbesucher,
hinter der oft geforderten „kulturellen Teilhabe“ steht die Idee, möglichst vielen Menschen den Zugang zu kulturellen Veranstaltungen zu ermöglichen – auch jenen, die finanziell, gesundheitlich oder aus anderen Gründen benachteiligt sind. Mitwirkung und Mitverantwortung der Bevölkerung am öffentlichen Leben sind heute wichtiger denn je. Wer kulturelle Teilhabe ermöglicht, fördert den sozialen Zusammenhalt der Gesellschaft und wirkt damit jenen Kräften entgegen, die ihre Spaltung bewusst und in zuweilen antidemokratischer Absicht herbeiführen wollen.
Wie sehr die Duisburger Philharmoniker engagiert sind, ihre Türen für ein möglichst breit gefächertes Publikum offen zu halten, können Sie der vorliegenden Programmbroschüre entnehmen. Da gibt es barrierefreie Angebote für Demenzkranke ebenso wie die „klasse.klassik“-Konzerte für Kinder und Jugendliche aller Altersklassen. Interaktiv-Programme führen Schulklassen und Vorschulgruppen hinter die Bühne, lassen sie an Proben teilhaben und ermuntern die jungen Besucher zum direkten Gespräch mit den philharmonischen Musikerinnen und Musikern. Und das Kulturticket ermöglicht Studierenden der Universität Duisburg-Essen den Besuch von Konzerten, Oper und Schauspiel für nur 1 Euro Eintritt.
Das neue Festival „Eigenzeit“, vom Duisburger Komponisten Hauke Berheide kuratiert, trägt die Ideen der Vielfalt und Teilhabe noch weiter in die Stadt hinein – vom Theater Duisburg über das Lehmbruck Museum und die Liebfrauenkirche bis zur Cubus Kunsthalle Duisburg. Konzertsaal, Kirche und Kunstort werden mit ungewohnten Klängen und eigenwilligen Konzepten geflutet; es gibt Schnittstellen zu anderen Künsten und Mitmachkonzerte für Jung und Alt. Möglich gemacht wurde dieses spannende Projekt nicht zuletzt durch die „Neue Wege“-Förderung des Landes NRW. Hier werden Theater und Orchester ganz zurecht als „Orte der Reflexion über das Zeitgeschehen“ und als „Verständigungsräume für das gesellschaftliche Miteinander“ definiert.
Das sah übrigens schon Ludwig van Beethoven so, der sich als Mensch und Künstler immer wieder leidenschaftlich gegen gesellschaftlichen Dünkel und geistige Trägheit erhob. Stellen wir ihn zu seinem 250. Geburtstag nicht auf den Marmorsockel, sondern begrüßen wir ihn als Verbündeten in unseren Bemühungen um eine freie, offene Stadtkultur, die alle einlädt und niemanden ausschließt! „Von Herzen möge es wieder zu Herzen gehen“ schrieb der große Komponist über seine „Missa Solemnis“, mit der die Duisburger Philharmoniker ihre vielfältigen Aktivitäten zum Jubiläumsjahr krönen – in Spitzenbesetzung.
Mit Blick auf die neue Image-Kampagne für unsere Stadt dürfen wir also mit gutem Recht behaupten: Duisburg ist echt … philharmonisch! Denn dieses Orchester, das seit mehr als 143 Jahren besteht, trägt erheblich zur Lebensqualität und zur positiven Außendarstellung unserer Stadt bei.
Ich wünsche den Duisburger Philharmonikern und allen Konzertbesuchern eine inspirierende und erfolgreiche Saison!
Dr. Karl-Ulrich Köhler
Präsident der Gesellschaft der Freunde der Duisburger Philharmoniker e. V.
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freunde der Duisburger Philharmoniker,
im Mai 2020 feiert die Gesellschaft der Freunde der Duisburger Philharmoniker ihr 25-jähriges Bestehen. Unser Freundeskreis ist nach seiner Gründung im Jahre 1995 rasch gewachsen und zählt in den letzten Jahren konstant etwa 1.000 Mitglieder. Wir sind einer der ältesten und größten Freundeskreise deutscher Orchester und darauf können wir stolz sein. Die Duisburger haben seit jeher großen Wert auf ihre Philharmoniker gelegt und in Krisenzeiten stets die Hand über sie gehalten – allen voran die Mitglieder des Freundeskreises. Kurz nach dem Wassereinbruch im Theater Duisburg müssen sich die Philharmoniker und ihr Publikum der Corona-Krise stellen. Etliche spannende Konzerte, die Axel Kober und Alfred Wendel für uns mit Fantasie und Hingabe geplant hatten, mussten abgesagt werden. Uns sind damit nicht nur bewegende musikalische Erlebnisse entgangen, sondern auch Begegnungen mit Gleichgesinnten, die den Besuch jedes Konzertes bereichern.
Nur gemeinsam sind wir stark. In einer globalisierten Welt hilft es nicht, sich bei Problemen abzuschotten und Grenzen zu schließen. Ein Virus macht nicht an der Landesgrenze Halt; es kennt auch keine sozialen Schranken. Das hat uns die Corona-Pandemie gelehrt. Die großen Herausforderungen der Zukunft werden nur mit internationaler Solidarität gemeistert werden können – ganz gleich, ob es sich um den Klimawandel handelt, um Naturschutz und verantwortlichen Umgang mit den Ressourcen unserer Erde, um Frieden oder die Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung. Dafür müssen Wissenschaft und Wirtschaft, Humanität und Soziales als Gesamtkomplex begriffen werden, in dem alle Teile in Beziehung zueinander stehen. Es wird die große Aufgabe der kommenden Jahrzehnte sein, dies alles unabhängig von weltanschaulichen oder religiösen Differenzen auszubalancieren. Nur wenn Egoismus und Nationalismus zugunsten einer globalen Kooperation überwunden werden, können wir eine menschenwürdige Welt bewahren und Katastrophen von ihr abwenden. Musik als universale Sprache gibt ein wunderbares Beispiel für ein harmonisches Miteinander. Darin liegt ihre einzigartige Stärke und Bedeutung.
Freuen wir uns in diesem Sinne auf viele schöne und erhebende, aber auch aufwühlende und nachvdenkliche Momente in den Konzerten der Saison 2020/2021, die wir gemeinsam in der Philharmonie Mercatorhalle erleben werden. Und vielleicht gelingt es uns gerade in dieser ungewöhnlichen Zeit, noch viele weitere Freunde zu gewinnen für das, was uns besonders am Herzen liegt.

Dr. Karl-Ulrich Köhler
Präsident der Gesellschaft der Freunde der Duisburger Philharmoniker e. V.
Axel Kober Generalmusikdirektor
Prof. Dr. Alfred Wendel Intendant
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Musikfreunde,
Musik stillt nicht den Hunger, sie hält keine Naturkatastrophe auf, beendet keinen Krieg. Aber sie kann Kraft geben, trösten, den emotionalen Aufruhr besänftigen. Darum ist sie gerade in Zeiten der Krise und Bedrängnis so besonders wichtig. Aber derzeit schweigt die Musik – in Duisburg wie überall sonst im Land und bereits weitgehend auf der ganzen Welt. Konzertsäle und Opernhäuser sind verwaist. Es gibt wunderbare Aktivitäten von Orchestern, Ensembles und Solisten, die ihr Publikum auf vielfältige Weise zu erreichen versuchen – von spontanen Auftritten am offenen Fenster bis zu „Geister-Konzerten“ im Internet. So sinnvoll und hochherzig diese Aktionen auch sind, können sie doch nur ein vorübergehender Ersatz sein für das, worauf wir derzeit so schmerzlich verzichten müssen: Die unmittelbare Begegnung zwischen den Musikern und ihrem Publikum, den Austausch zwischen Menschen, die eine gemeinsame Leidenschaft teilen.
Schwerpunkt Klassik
Wir hoffen inständig, dass wir all das in der Konzertsaison 2020/2021 wieder in vollem Umfang mit Ihnen erleben können. Dazu haben wir uns viel vorgenommen. In der ersten Hälfte der Spielzeit widmen wir uns noch einmal mit ganzer Kraft dem großen Jubilar des Jahres 2020, Ludwig van Beethoven. Höhepunkt sind die beiden Aufführungen der „Missa Solemnis“, die nicht nur zu den bedeutendsten Werken des Meisters gehört, sondern mit ihrer eindringlichen Friedensbitte auch einen unmittelbaren Bezug zu den Nöten und Forderungen unserer Zeit hat.
Das bewegende Werk ist seit gut 30 Jahren nicht mehr in den Philharmonischen Konzerten erklungen. Die Leitung übernimmt der Kölner Kantor Christoph Spering, ein ausgewiesener Experte der historischen Aufführungspraxis; sein exzellenter Chorus Musicus teilt sich die enormen vokalen Aufgaben mit einem hochkarätigen Solisten-Ensemble. Ein weiteres Glanzlicht im Chorrepertoire setzen wir mit der Aufführung von Felix Mendelssohn Bartholdys Sinfonie-Kantate „Lobgesang“, die wir mit unserem philharmonischen chor und Solisten der Deutschen Oper am Rhein auf die Bühne bringen.
Ein Schwerpunkt der philharmonischen Saison liegt diesmal auf der Musik der Wiener Klassik und ihrem „Triumvirat“ Haydn, Mozart und Beethoven. Zum Saisonfinale steht mit Haydns „Der Apotheker“ erstmals eine (halb-)szenische Opernaufführung auf dem Programm der Philharmonischen Konzerte. Die turbulente Musikkomödie verbindet vokale Bravour mit lebensprallem Humor. Am Pult: Jan Willem de Vriend, der als Erster Gastdirigent der Duisburger Philharmoniker drei Konzerte der Spielzeit betreut. Der Niederländer ist ein international hoch geschätzter Spezialist für die Musik der Aufklärungsepoche; das Duisburger Publikum hat er schon vor Jahren als Sachwalter einer pointierten, gewandten Klangrede überzeugt.
Lesen Sie auch die ausführlichen Magazin-Beiträge zur Missa Solemnis und Haydns Tätigkeit als Opernkomponist aus dem play!.
Neue Impulse
Mit gerade mal Mitte 20 ist der Trompeter Simon Höfele, unser „Artist in Residence“, bereits auf steilem Erfolgskurs. Seine hinreißende Virtuosität und Spielfreude beweist er nicht nur bei den klassischen Konzerten von Haydn und Hummel, sondern ganz besonders auch in den eindrucksvollen Klanglandschaften von HK Grubers „Aerial“. Überhaupt ist die Spielzeit reich an solistischer Prominenz: Wir freuen uns auf die Pianisten David Fray und Alexander Melnikov, die Geigerinnen Candida Thompson und Carolin Widmann, auf Jean-Guihen Queyras und Harriet Krijgh am Violoncello – um nur einige wenige zu nennen.
Dabei stehen neben den Meisterwerken von Mozart, Mendelssohn und Brahms auch viele unbekannte Preziosen auf dem Programm. Gleich zwei davon, aus der Feder von Francis Poulenc und Paul Hindemith, erklingen beim achten Konzert mit dem Cembalisten Justin Taylor und dem Organisten Christian Schmitt. Unser Solo-Posaunist Rocco Rescigno stellt im fünften Konzert das elegante Posaunenkonzert des Franzosen Henri Tomasi vor. Bei all diesen attraktiven Raritäten werden Sie sich immer wieder verwundert fragen: Warum hört man das nicht häufiger?
Neue Programm-Ideen und Repertoire-Impulse kommen immer wieder von den Gästen, die wir am Dirigentenpult begrüßen dürfen. Mit Marie Jacquot, Daniel Cohen und Alpesh Chauhan stellen sich gleich drei junge Talente vor, die in der europäischen Musikszene bereits deutliche Spuren gezogen haben. Ihnen gesellt sich der ehemalige Duisburger GMD Bruno Weil hinzu – ein erfahrener Dirigent und guter Freund, der uns diesmal mit Musik von Schubert und Bruckner in die innersten Bezirke der österreichischen Romantik führt.
An Rhein und Themse
Nicht minder glanzvoll ist der Kreis von Künstlerinnen und Künstlern, die wir im Rahmen unserer Kammerkonzert-Reihe am frühen Sonntagabend willkommen heißen. Das Auryn Quartett macht auf seiner Abschiedstournee bei uns Station; mit dem Tetzlaff Quartett und dem Aris Quartett (prominent unterstützt durch den Cellisten Daniel Müller-Schott) haben sich zwei weitere Spitzen-Ensembles angesagt. Das TrioVanBeethoven entführt uns gemeinsam mit Lorna Anderson (Sopran) und Jamie MacDougall (Tenor) auf einen reizvollen Nebenschauplatz in Beethovens Oeuvre: die Bearbeitungen schottischer, irischer und walisischer Volkslieder.
Der ehemalige „Artist in Residence“ Evgeni Koroliov kehrt mit Bachs Goldberg-Variationen zurück, als deren berufener Anwalt er weltweit gilt. Evgeni Bozhanov, frisch gebackener Professor an der Folkwang Universität, teilt sich den Bechstein Klavierabend mit seinem Meisterschüler Yong Gi Woo.
Natürlich nutzen wir wieder jede Gelegenheit, die gewohnten Grenzen der Kammermusik zu erweitern. So besuchen Tora Augestad (Mezzosopran) und die Lautten Compagney Berlin Georg Friedrich Händel an der Themse – und flankieren so ausgesprochen sinnig den Shakespeare-Abend mit Julia Sophie Wagner (Sopran), David Jerusalem (Bass) und dem Barockensemble der Duisburger Philharmoniker. Gemeinsam mit seiner Klavierpartnerin Elisabeth Brauß ist auch unser „Artist in Residence“ Simon Höfele bei den Kammerkonzerten zu erleben. Diesen Termin werden Freunde eines geschliffenen Blechbläserspiels ebenso wenig versäumen wollen wie das ungewöhnliche Gipfeltreffen des Melton Tuba Quartetts mit dem Harfenquartett Arpalando.
Seite an Seite
Neben ihren Verpflichtungen auf dem philharmonischen Podium und im Orchestergraben der Deutschen Oper am Rhein suchen die Duisburger Philharmoniker immer wieder neue künstlerische Herausforderungen. So mischen sie diesmal gemeinsam mit der nordrhein-westfälischen Rock-Legende Peter Bursch und seiner All Star Band das Theater Duisburg auf. Am Valentinstag gibt es einen Abstecher ins ehrwürdige Concertgebouw Amsterdam – mit klassischen Ohrwürmern und Filmmelodien. Aber auch Seite an Seite mit der durch die Corona-Pandemie so schwer getroffenen freien Kulturszene an Rhein und Ruhr realisiert unser Orchester weiterhin viele spannende Projekte – so wie BEAT, „Kai & Friends“ oder die weit ausstrahlenden Kooperationen mit der Emanuele Soavi incompany. Das Tanzprojekt FLUT ist Teil des offiziellen Beethoven-Jubiläumsprogramms und wird in Duisburg und Köln aufgeführt.
Diese künstlerische Vielfalt und die kreative Vernetzung auf breiter Ebene waren natürlich gute Gründe für das Land NRW, die Duisburger Philharmoniker im Rahmen des NEUE WEGE-Förderprogramms für zunächst drei Jahre zu unterstützen – wofür wir an dieser Stelle unseren herzlichen Dank aussprechen. Mit den Mitteln aus diesem begehrten Fördertopf können wir nun alljährlich eine große Oratorien-Aufführung realisieren, spezielle Formate für junges Publikum weiterentwickeln und auch ein eigenes Festival für Neue Musik ins Leben rufen: EIGENZEIT, künstlerisch geleitet vom Duisburger Komponisten Hauke Berheide.
Orchester des Wandels
Bei allem, was wir planen und in Angriff nehmen, haben wir stets die Bedürfnisse einer sich kontinuierlich wandelnden Gesellschaft vor Augen. Die Vorstellung eines in Herkunft, Bildung und Erfahrung geeinten Klassikpublikums wird mehr und mehr Geschichte – wir sollten dies jedoch nicht betrauern, sondern die Veränderung zum Anlass nehmen, kreativ zu sein, neue Formate und Ideen zu finden, in denen sich unsere reiche, diverse und offene Stadtgesellschaft angemessen abbildet. Dazu gehört auch, dass unsere Musiker der Initiative „Orchester des Wandels“ beigetreten sind, die sich für Naturschutz und verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen einsetzt. Eine erste Klimawerkstatt im September 2020 soll mit den Ideen und Zielen der Initiative vertraut machen.
Die Corona-Krise hat uns deutlich gezeigt, wie die Kräfte der Natur unser Leben bestimmen. Dass der ökologische Raubbau die Entstehung von Pandemien entscheidend begünstigt, gilt mittlerweile als wissenschaftlich gesichert. Hier ist ein Umdenken dringend erforderlich: Nur im Einklang mit der Natur werden wir unsere Welt bewohnbar erhalten und unser Leben schützen.
Wir beide möchten Ihnen heute vor allem Gesundheit und Kraft wünschen, für Sie, Ihre Familien und Freunde. Wir freuen uns darauf, Sie wohlbehalten wiederzusehen und begeisternde Konzerterlebnisse mit Ihnen zu teilen.

Axel Kober
Generalmusikdirektor
Foto: Susanne Diesner

Prof. Dr. Alfred Wendel
Intendant