Anton Bruckner – Sinfonie Nr. 9 d-Moll
„An den lieben Gott“, so lautet die Widmung Bruckners seiner Sinfonie. Die ersten Skizzen zu dieser Komposition entstanden 1887, direkt nach der Vollendung der 8. Sinfonie. Doch schafft es Bruckner nicht, das Werk zu Ende zu bringen. Schon einige Jahre vor seinem Tod wurde sein gesundheitlicher Zustand immer schlimmer. Er litt unter Diabetes und Herzschwäche, woran er 1896 letztendlich verstarb. Somit wurde die 9. Sinfonie zu seinem Lebensinhalt, wodurch die Widmung an Bedeutung gewinnt.
Die Fülle und Bedeutung dieser Sinfonie lässt sich ebenso in ihrer musikalischen Umsetzung erkennen. Schon zu Beginn des ersten Satzes lässt Bruckner die Weite des Universums erklingen. Zu beschreiben ist dieser Einstieg als äußerst feierlich und ergreifend. Aus dem Streichertremolo kommen immer mehr erste Hornmotive zum Vorschein, die im Crescendo in ungeahnte Höhen steigen. Was Bruckner hier fantastisch umsetzt, sind die spannungshaltenden Elemente. Bei dieser Steigerung hat man beispielsweise das Gefühl, endlich am Höhepunkt angelangt zu sein, kurz vorher bricht Bruckner diesen Vorgang aber ab und startet mit einer neuen Steigerung, beginnend als Keimzelle mit einer Violine, welche ein Wechselspiel mit den Holzbläsern beginnt, die sich ebenfalls langsam nach oben steigern und mit einer kurzen Verzögerung endlich ins Hauptthema überleiten. Es fällt auf, dass das Motiv des Anfangs zwar aufgegriffen wird, aber hier nun den Anschein erweckt, mit mehr Leben erfüllt zu sein. Da Bruckner das Werk es aus gesundheitlichen Umständen nicht vollenden konnte, gibt es zahlreiche Varianten des Finalsatzes. Dabei muss aber der Hörer selbst entscheiden, welche Variante ihm in diesem Falle am besten gefällt. Lassen auch Sie sich inspirieren von Bruckners letzter Sinfonie, in der er womöglich die letzten Gedanken und Emotionen seiner Lebenstage musikalisch umsetzt.
Hören Sie die Berliner Philharmoniker unter Herbert von Karajan mit Anton Bruckners Sinfonie Nr. 9 d-Moll. Es erklingt eine Aufnahme von 1966 des ersten Satzes „Feierlich. Misterioso“.
Eine Kostprobe für das 9. Philharmonische Konzert der Spielzeit 2020/2021.