Ludwig van Beethoven – Klaviertrio D-Dur op. 70/1 „Geistertrio“
Schaurig, gespannt, mystisch. Was stellen Sie sich unter einem Geistertrio vor? Ludwig van Beethoven hatte jedenfalls genaue Vorstellung von seinem Stück, welches er 1808/09 der Gräfin Marie Erdödy widmete. Laut Beethoven hatte die Gräfin allerhand mit ihren drei Kindern zu tun und kaum Gelegenheit, Ruhe zu finden. Der einzige Genuss, der ihr blieb, war die Musik. Wenige Wochen nach der Veröffentlichung des Geistertrios verwickelten sich Beethoven und die Gräfin jedoch in eine Auseinandersetzung, was ihn dazu bewegte, das Stück nicht mehr ihr, sondern dem Erzherzog Rudolph zu widmen.
Dies änderte aber nichts an der hervorragenden Komposition, welche Zuhörerinnen und Zuhörer in eine mystische Welt entführt. Der Kritiker E. T. A. Hoffmann sagte einmal in der Allgemeinen Musikalischen Zeitung: „schon ganz der Charakter des Trios, das weniger düster als manche andere Instrumental-Kompositionen Beethovens gehalten, ein frohes, stolzes Bewusstsein eigener Kraft und Fülle ausspricht … Umso zweckmäßiger war es, den im ganzen Stück vorherrschenden Gedanken in vier Oktaven unisono vortragen zu lassen; er prägt sich dem Zuhörer fest und bestimmt ein, und dieser verliert ihn in den wunderlichsten Krümmungen und Wendungen, wie einen silberhellen Strom, nicht mehr aus dem Auge.” Das Hauptthema des Stückes legt sich wie ein melancholischer Gesang über den ganzen Satz. Laut Hoffman entsteht eine Art Säuseln, ein schattenhafter Klang, welcher die geisterhafte Atmosphäre untermalt. Alles in einem erzählt dieses Trio eine schaurige, mystische Geschichte, die Sie in eine Stimmung versetzen wird, welche Sie so in dieser Form noch nie erlebt haben. Laut E. T. A. Hoffmann sei es aber dennoch ein herrliches Trio, welches den romantischen Geist tief im Gemüte trägt.
Hören Sie das ATOS Trio mit Ludwig van Beethovens Klaviertrio D-Dur op. 70/1 „Geistertrio“ (Bearbeitungen schottischer, irischer und walisischer Volkslieder für Singstimmen und Klaviertrio).
Die Aufnahme entstand am 30. Januar 2015 im Heimathafen Neukölln, Berlin.
Eine Kostprobe für das 1. Kammerkonzert der Spielzeit 2020/2021.