Johannes Brahms – Konzert für Violine, Violoncello und Orchester a-Moll op. 102
Aus Sinfonie wurde Konzert. Eigentlich hatte Johannes Brahms die Absicht, eine fünfte Sinfonie zu komponieren. Stattdessen schrieb er 1887, bei einem Sommeraufenthalt in Thun, ein Doppelkonzert – jedoch nicht ohne Hintergedanken. Mit diesem Konzert wollte er seine abgeschwächte Beziehung zu seinem Freund Joseph Joachim wiedererwecken, was man an seinem Schreiben am 24. Juli 1887 aus Thun an Joachim sieht: „[…] mache Dich auf einen kleinen Schreck gefasst! Ich konnte derzeit den Einfällen zu einem Konzert für Violine und Violoncello nicht widerstehen, so sehr ich es mir auch immer wieder auszureden versuchte. […] Vor allem aber bitte ich in aller Herzlichkeit und Freundlichkeit, daß Du Dich nicht im Geringsten genierst. Wenn Du mir eine Karte schickst, auf der einfach steht: ‚ich verzichte‘, so weiß ich mir selbst alles Weitere und genug zu sagen. […]“
Das 35-minütige Stück wurde am 18. Oktober in Köln uraufgeführt und zeigt eine Dreisatzstruktur. Hier soll diese Struktur aber nicht als Formprinzip gelten, sondern einen Rahmen für immer weitere Variationen geben. Und dies in meisterhafter Umsetzung. Das Orchester übernimmt mal Melodiebögen voneinander, mal fließen sie miteinander in der Melodie. Trotzdem schafft es Brahms, das Orchester nicht nebeneinander, sondern miteinander auftreten zu lassen. Der erste Satz wird eingeleitet durch einen breit angelegten, dicht gearbeiteten Kopfsatz mit kurzen Kadenzen in das Orchester, welches zwei Themen im Allegro präsentiert. Der folgende zweite Satz, welcher dreiteilig aufgebaut ist, zeigt ein breites, gesangliches Thema, verfolgt wird der Melodiefluss von Solisten in parallelen Oktaven. Der dritte Satz ist ein spannungsreicher Satz, welcher in Form eines Sonatenrondos aufgebaut ist. Sie werden merken, dass Sie in diesem Konzert jede Form von Gefühlen durchleben: Eine breite, dicht angesetzte Melodie, gesangliche Themen, ein Gefühlswechsel durch die Dur- und Moll-Tonarten und noch vieles mehr. Lassen Sie das Konzert auf sich wirken und genießen Sie die Kraft der Musik.
Die Academy of St Martin in the Fields mit Joshua Bell, Steven Isserlis und Jeremy Denk spielt den 1. Satz Allegro aus Johannes Brahms’ Konzert für Violine, Violoncello und Orchester a-Moll op. 102.
Eine Kostprobe für das 6. Philharmonische Konzert der Spielzeit 2020/2021.