Alban Gerhardt

Gelobt als „ein Kantabilitätszauberer und Meister virtuoser Rasanz“ (Der Tagesspiegel) hat Alban Gerhardt seit 25 Jahren eine einzigartige Wirkung auf sein Publikum weltweit durch sein hohes Maß an Musikalität, seine überwältigende Bühnenpräsenz und seine nahezu unstillbare künstlerische Neugier. Seine Gabe, bekannte Werke in neuem Licht erscheinen zu lassen und sein Appetit, neues Repertoire aus den vergangenen Jahrhunderten bis zu zeitgenössischen Werken zu entdecken, suchen ihresgleichen.

Im Oktober 2023 beginnt Alban Gerhardt seine Residenz bei den Duisburger Philharmonikern – und für diese hat er viel vor! Im Interview mit Verena Düren sprach er darüber, was eine solche Zusammenarbeit für ihn ausmacht.

Verena Düren: Alban, was war eigentlich für Dich ausschlaggebend, Cello zu lernen und vor allem, dies dann auch zu Deinem Beruf zu machen?
Alban Gerhardt: Das mit der Berufswahl ist eigentlich ganz einfach zu beantworten: Ich kannte einfach nichts anderes als Musik. Und was das Cello betraf, so kann man sagen, dass meine Mutter Schuld daran war (lacht). Sie war diejenige, die mit mir überlegt hat, dass ich im Alter von acht Jahren zusätzlich zum Klavier noch Violoncello lernen sollte. Für mich war das eine sehr gute und passende Wahl, weil es ein recht stimmnahes Instrument ist. Meine Mutter war Sängerin und hatte eine wunderschöne Stimme. Ich war kein guter Sänger und hatte ganz lange einen regelrechten Komplex hinsichtlich meiner Stimme. Insofern kam es gar nicht in Frage, selber zu singen.

VD: Du bist in dieser Spielzeit Residenzkünstler bei den Duisburger Philharmonikern. Was bedeutet eine solche Residenz auch für Dich?
AG: Mir gefällt es einfach, mit Orchestern mehr als einmal zu spielen und eine Beziehung aufzubauen, möglicherweise mit den Kolleginnen und Kollegen auch in einem anderen Umfeld zu spielen. Ich hatte in der Vergangenheit bereits einmal eine Residenz beim Oregon Symphony Orchestra, über drei Jahre war ich jeweils eine Woche in Portland und habe neben den regulären Konzerten an allen denkbaren und undenkbaren Orten gespielt oder unterrichtet. Mit einer solchen Residenz, wenn man sie gut ausfüllt, hat man die Möglichkeit, als Musiker Fußspuren zu hinterlassen. Man darf für eine gewisse Zeit das Musikleben einer Stadt intensiv mitgestalten. Ich finde, dass diese Residenz immer auch mit einem gewissen Pionierauftrag verbunden ist, an Orte zu gehen, wo klassischer Musik vielleicht sogar eher ablehnend begegnet wird.

VD: Wie sehen denn die Pläne für die Duisburg bisher aus?
AG: Im Detail steht die Terminplanung noch nicht fest. Aber ich habe angeboten, für alle Schandtaten bereit zu sein – ich spiele sowohl in Obdachlosen- und Altenheimen als auch im Gefängnis. Ich hoffe, dass sich möglichst viel davon umsetzen lässt. Die Duisburger dürfen mich sehr gerne als Mehrzweckwaffe einsetzen. Ich persönlich wünsche mir auch sehr, dass sich viele Möglichkeiten ergeben werden, diese Residenz auch mit den Mitgliedern der Duisburger Philharmoniker gemeinsam umzusetzen.

VD: Nun aber zu den ganz offiziellen Konzerten Deiner Residenz: Hast Du besondere Partner und besonderes Repertoire im Gepäck, wenn Du zu uns kommst?
AG: Das Repertoire ist für mich persönlich nicht so ungewöhnlich, bietet aber durchaus für das Publikum Musik, die nicht immer und überall im Konzertsaal zu hören ist. So beispielsweise das Weinberg-Konzert oder aber auch das Sonderkonzert mit dem Alliage Quintett. Die Kombination von fünf Saxophonen und Violoncello scheint auf den ersten Blick ungewöhnlich, aber musikalisch eine, die ausgesprochen gut zusammenpasst. Vor vier Monaten ist unsere gemeinsame CD herausgekommen, die auch ab 3. Oktober gestreamt werden kann. Der Abend in Duisburg ist unser drittes gemeinsames Konzert.

VD: Hast Du schon einmal mit den Duisburgern gespielt oder kommst Du jetzt zum ersten Mal nach Duisburg?
AG: Wir haben in der vergangenen Spielzeit schon einmal miteinander gearbeitet, was auch so schön war, dass sich daraus die Idee für diese Residenz ergab. Ich freue mich sehr darauf!

Auftritte in der Spielzeit 2023/2024:

Auftritte in der Spielzeit 2021/2022:

Fotos: Kaupo Kikkas