Das ist: … mein Orchester! Magdalena Ernst

Das ist: … mein Orchester! Magdalena Ernst

Magdalena Ernst, Horn

In welcher Stadt sind Sie geboren?
Ich bin in Dudweiler im Saarland geboren und im wunderschönen Mandelbachtal aufgewachsen – der „Toscana“ des Saarlandes.

Wo haben Sie studiert?
Ich habe in Berlin bei Marie-Luise Neunecker studiert und zwischendurch ein Auslandsjahr in Amsterdam verbracht, wo ich mich neben dem modernen Horn auch dem Naturhorn gewidmet habe.

Was lieben Sie an Ihrem Beruf?
Oh, da gibt es vieles. Am Musikerberuf liebe ich, dass er so vielfältig ist. Das Orchesterspielen ist ja nur ein Teil davon. Dort mag ich besonders das vielseitige Repertoire, die Möglichkeit, mit vielen verschiedenen Dirigent*innen und Solist*innen zusammenzuarbeiten. Dann kommt hier in Duisburg natürlich noch die Abwechslung zwischen Opernrepertoire und Sinfoniekonzerten dazu. Besonders im Orchester ist sicherlich, dass so viele Menschen gemeinsam an ein und derselben Sache beteiligt sind. Und da es in der Musik immer um Momentaufnahmen geht, um das Erschaffen und Erleben eines vergänglichen Erlebnisses, bringt uns das auf eine besondere Art zusammen. Manchmal kann das natürlich auch herausfordern … im zwischenmenschlichen Bereich gibt es da genauso viel zu lernen, wie in den künstlerischen Belangen. Darüber hinaus haben die meisten von uns ja auch noch eigene Projekte. Man kommt in diesem Beruf wahrscheinlich niemals an eine Grenze, es gibt immer etwas zu entdecken und zu verbessern. Wenn ich mal verzweifle, weil etwas nicht gelingen will, bin ich immer auf mich selbst zurückgeworfen und habe dort eine persönliche Grenze zu überwinden und muss mich somit immer mit mir selbst auseinandersetzen. Das ist eine tolle Herausforderung.

Was wäre Ihr Traumberuf, wenn Sie kein Musiker geworden wären?
Auch da gibt es vieles. Ich würde dann etwas im Bereich Kommunikation machen, vielleicht auch Management oder aber einen Beruf, in dem ich Menschen in ihrer Entwicklung betreuen kann, wie z.B. Psychotherapie. Momentan mache ich aus Interesse auch eine berufsbegleitende Yogaausbildung. Es gibt so viele Möglichkeiten.

Welche Eigenschaft an Ihrem Instrument schätzen Sie besonders?
Ich liebe den Klang des Horns und seine Vielseitigkeit – mal schmetternd, mal zart schmelzend. Im Vergleich zu den anderen Blechblasinstrumenten wird unser Instrument daher bevorzugt behandelt, wenn ich das mal so formulieren darf. Wir sind sowohl im Holzbläserquintett als auch im Blechbläserquintett vertreten und werden auch im Orchester mal so und mal so zugeordnet. Manchmal mag ich mein Instrument auch nicht, das gebe ich gern zu. Zum Beispiel wenn ich mal wieder nicht verstehe, wieso ein Ton nicht so sauber herauskommt, wie ich das geplant und geübt habe! Das ist dann immer wieder eine Aufgabe, mich in Gelassenheit zu üben, kleine Unebenheiten gehören dazu. Und dann bin ich wieder dankbar für diesen Spiegel.

Was bedeutet es Ihnen, bei den Duisburger Philharmonikern zu spielen?
Ehrlich gesagt war ich zu Beginn total überrascht. Ich hätte nicht erwartet, dass ich mich hier so wohl fühlen würde. Doch von Anfang an wurde ich hier so warm empfangen und inzwischen fühle ich mich in diesem Orchester wirklich zu Hause. Es gibt viele einzelne tolle Musiker hier und gerade am Ende einer Probenphase, wenn wir auf der Bühne oder im Graben sitzen, wollen wirklich alle an einem Strang ziehen und dann können wir richtig „was los machen“. Und trotzdem herrscht hier keine übertriebene Konkurrenz, sondern ein eher lockerer und wertschätzender Umgang miteinander, das ist mir sehr wichtig.

Was schätzen Sie am Duisburger Publikum?
Genau wie im Orchester habe ich auch beim Publikum das Gefühl, als sei es eine große Gemeinschaft. Gerade nach den Sinfoniekonzerten, wenn alle sich noch im CityPalais auf ein Gläschen versammeln, wird das deutlich. Viele Menschen kommen auch direkt auf uns Musiker zu und geben direktes Feedback. Diese Nähe schafft für mich eine große Sinnhaftigkeit in unserer Tätigkeit. Es macht einfach Freude, für Menschen zu spielen, die ihre Wertschätzung und Treue so deutlich zum Ausdruck bringen. So wird das Konzerterlebnis zu einem Geschenk für alle: auf der Bühne und im Publikum.

Gibt es ein Konzert, das Sie so schnell nicht vergessen werden?
Viele. Ich nehme die allermeisten Konzerte sehr bewusst wahr. Aber das einschneidenste Erlebnis war für mich mein Probekonzert mit der 4. Bruckner unter G. Bellincampi. Ich habe damals überhaupt nicht damit gerechnet, hinterher die Stelle zu bekommen. So war dieses Konzert damals für mich einfach nur ein Geschenk. Wann würde ich denn nochmal im Leben ein so großes und für Hornisten exponiertes Stück am Solohorn spielen? Ich habe es einfach nur genossen.

Haben Sie einen Lieblingskomponisten?
Brahms (alles, was er geschrieben hat) und Schubert (vor allem die Lieder, die Kammermusik und die Klaviersonaten). Und in der Oper liebe ich Puccini sehr.

Welche Komposition würden Sie mit auf eine einsame Insel nehmen?
Sehr schwere Entscheidung. Vermutlich etwas von Schubert!

Was tun Sie, wenn Sie nicht musizieren?
Ich mache Yoga, gehe joggen, im Sommer fahre ich viel Fahrrad oder mache Bergtouren in den Alpen. Außerdem meditiere ich viel und erforsche gerne menschliches Miteinander. Gerne probiere ich auch immer wieder etwas Neues aus, wie zum Beispiel Malen oder Klettern. Und darüber hinaus bin ich in Arbeitsgruppen im Orchester engagiert, seit neuestem für den Klimaschutz in der Initiative „Orchester des Wandels“.
Und nicht zu vergessen sind natürlich Spieleabende oder Kaffeekränzchen mit meinen Freunden.

Haben Sie einen Lieblingsort oder ein Lieblingsrestaurant in Duisburg?
Lieblingsorte: meine Joggingroute an der Ruhr, der Kaiserberg, Stadtwald, Sechs-Seenplatte, Ziegenpeter im Rheinpark
Lieblingsrestaurants: Krümelküche, Nuh´s, Einfach Brendel, Mimi e Rosa oder auch LoLu

Foto: Mischa Blank