Von Tieren, Men–
schen und Göttern
7. Philharmonisches Konzert
Duisburger Philharmoniker
Alondra de la Parra Dirigentin
Es waren fünf fordernde Tage – und am Ende ein großer Triumph. Kurz vor der Premiere der „Zauberflöte“ an der Berliner Staatsoper erkrankte der Dirigent Franz Welser-Möst. Alondra de la Parra sprang ein, rettete den Abend und wurde stürmisch gefeiert. Das war im Februar 2019; die Mexikanerin war noch Chefdirigentin im australischen Brisbane, das sie aber am Ende des Jahres verließ, um wieder mehr im Zentrum der musikalischen Welt arbeiten zu können. Mittlerweile hat sie bereits mehr als 100 Orchester dirigiert, darunter Spitzenformationen wie die Staatskapelle Dresden, das Tonhalle-Orchester Zürich und das Orchestre de Paris. Bereits mit 24 Jahren gründete Alondra de la Parra das Philharmonic Orchestra of the Americas, mit dem sie 2011 eine glutvolle Hommage an ihre Heimat einspielte: „Mi alma mexicana“ – „Meine mexikanische Seele“.
Musikalisch schlägt Alondra de la Parras Seele besonders für das klangsinnliche französische Orchesterrepertoire, was dem Programm ihres Duisburger Debuts unschwer anzumerken ist. Am Anfang steht mit Debussys „Prélude à l’après-midi d’un faune“ gewissermaßen die klingende Geburtsurkunde des musikalischen Impressionismus: Nie zuvor hatte ein Komponist dem Orchester Farben von so zart schimmernder Schönheit entlockt. Die bukolische Grazie dieser Musik weitet sich in Maurice Ravels „Daphnis et Chloé“ (1912) zu einem überwältigenden Klangrausch. Kaum zu glauben, dass Igor Strawinskys Ballett „Le sacre du printemps“ („Das Frühlingsopfer“) nur ein Jahr später in Paris Premiere feierte – die übrigens zu einem der größten Skandale der Theatergeschichte wurde. Auch hier geht es heidnisch zu, aber mit Ravels leichtfüßig schwebenden Götterkindern haben Strawinskys Bauern aus der slawischen Frühzeit herzlich wenig gemein.