Fremde Welten, ferne Zeiten
5. Philharmonisches Konzert
Duisburger Philharmoniker
Fabrizio Ventura Dirigent
Edoardo Zosi Violine
Hinterrücks, so die Legende, stieß ihm der Mörder das Messer in den Rücken. Anschließend wurde Cola di Rienzos Leiche vom aufgebrachten Pöbel durch die römische Innenstadt geschleift. Der Volkstribun hatte die Stadt von der Herrschaft der verhassten Adelsfamilien befreit und eine kurzlebige Republik nach altrömischem Vorbild ausgerufen. Aber dann wandelte sich der Rebell zum größenwahnsinnigen Tyrannen – am 8. Oktober 1354 ereilte ihn sein Schicksal. Ähnlich wie Richard Wagner, der den zwielichtigen Helden in seiner Oper „Rienzi“ zum Freiheitskämpfer stilisierte, war auch der italienische Romantiker Giovanni Sgambati nur wenig an der historischen Wirklichkeit interessiert: Seine 1866 komponierte Konzertouvertüre verklärt Rienzos unrühmliches Ende mit Choralpathos und glitzerndem Harfenklang.
Ähnlich wie Sgambati hat auch sein Landsmann Ottorino Respighi eher im Konzertsaal als auf der Opernbühne Karriere gemacht – durchaus ungewöhnlich für einen Italiener. Sein monumentales „Römisches Triptychon“ stand zuletzt im Juni 2017 auf den Pulten der Duisburger Philharmoniker. Sehr viel sanfter tönt das 1921 komponierte Concerto gregoriano, das sich in die kühle Klangwelt mittelalterlicher Klöster zurückträumt. Seine Vorliebe für erlesene Orchesterfarben teilte Respighi übrigens mit Nikolai Rimski-Korsakow, bei dem er auch zeitweise in die Lehre ging. In seiner sinfonischen Suite „Scheherazade“ (1888) malte der Russe bewegte Stadtansichten, Liebesszenen vor exotischer Kulisse – und immer wieder das Meer mit seinen Wogen und Stürmen.
Zehn Jahre lang, von 2007 bis 2017, leitete Fabrizio Ventura als Generalmusikdirektor die Geschicke des Theaters Münster. Als Kapellmeister in Braunschweig und Nürnberg sowie als GMD in Meiningen hatte der italienische Maestro bereits zuvor markante Zeichen in der deutschen Opernszene gesetzt. 2005 ging er als Musikchef an die Staatsoper Istanbul. Der 1988 geborene Geiger Edoardo Zosi wurde am Konservatorium seiner Vaterstadt Milano ausgebildet. Früh debütierte er als Solist auf bedeutenden europäischen Podien wie der Stuttgarter Liederhalle und der Berliner Philharmonie. Neben seinen vielfältigen Konzertverpflichtungen hat Edoardo Zosi mehrere CDs veröffentlicht – eine davon auf der legendären, ehemals Joseph Joachim gehörenden Stradivari-Geige „Il Cremonese 1715“.
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„Werkbetrachtung“: Zu Nikolaj Rimskij-Korsakows „Scheherazade“ hat der WDR3 in seiner Reihe „Werkbetrachtung“ eine Sendung ausgestrahlt, die Sie hier nachhören können >>