EIGENZEIT 2021/2022

Musik von Jetzt

Mit Eigenzeit gründeten die Duis­burger Phil­harmoniker ein neues Festival für zeit­genössische Kammermusik.

Das Eigenzeit Festival 2022 präsentiert in sechs Konzerten und zwei Installationen ein abwechslungsreiches und vielfältiges Spektrum zeitgenössischer Klangsprachen.

Uraufführungen von Hanna Eimermacher, Dieter Mack und Johannes Fischer, Werke von Unsuk Chin, Ashley Fure, Oscar Bettison, David Lang, Wolfgang Mitterer, Morton Feldman, Kurt Weill, Franz Schubert und Tom Waits, traditionelle Musik aus Persien und dem Senegal, ein neues video projection design von Ross Karre sowie eigens für das Festival entworfene Klanginstallationen zum Hin-Hören und Mitmachen versprechen einzigartige und intensive Erlebnisse an besonderen Orten. Mitglieder der Duisburger Philharmoniker lassen gemeinsam mit einigen special guests aus dem In- und Ausland die Stadt vibrieren!

Kurator des Festivals 2022 war der Komponist und Schlagzeuger Johannes Fischer.

Die Konzerte

Trommelstöcke · Foto: Alberto Masnovo, iStockPhoto

Verwandlung!
Einführende Gedanken zum Eigenzeit Festival 2022

Alles, was wir hören, ist Klang – ob daraus im besten Falle ein sinnlich-musikalisches Abenteuer entsteht, liegt vor allem an uns Hörenden selbst. Wir haben es sozusagen im Ohr, wie wir uns auf die Klänge und akustischen Signale einlassen, die uns im Alltag wie im Konzertsaal begegnen. Für einen Geräusche­sammler wie mich können Musikstücke überall entstehen, ob durch Zufall oder geplant; auch ein einfaches Naturereignis kann zum überwältigenden Konzert werden. Es liegt letztlich an der Perspektive des Betrachtenden, wie diese Wirklichkeit, der man sich gegenübersieht, wahrgenommen wird.

Wir lernen Lesen, Schreiben, Sprechen – aber Hören und Sehen scheinen Automatismen zu sein, die einfach irgendwie funktionieren und wir verlassen uns darauf, die Welt hauptsächlich über diese beiden Sinne wahrzunehmen. Dabei ist insbesondere Hören für mich ebenso eine Kulturtechnik, die man lernen und üben kann. So verändert sich das schlichte Hören zum Zu-Hören, oder besser: Hin-Hören.

Als kreativer Entdeckungsvorgang ist es bereits Teil des musikalischen Prozesses – und wir sind mitten­drin. Jedes Konzert ist ein Angebot an unsere geschärften Sinne, an Ohr, Auge, Nase, Haut oder Herz. Es ist der Aufbruch zu einer Abenteuerreise, die uns beglückende Möglichkeiten bietet, unsere akustische Welt immer wieder neu und anders zu erfahren.

Musik kann alles sein: kunterbunt, schwerelos, pulsierend, taumelnd, lasziv, nahbar, selbst­redend oder abenteuerlich … Nur eines ist sie nie: ein unbewegliches, anbetungswürdiges, museales Ausstellungsstück, das von Zeit zu Zeit abgestaubt wird, um uns an den einstigen Glanz zu erinnern.

Sie ist in stetiger Veränderung, entsteht immer im Moment, egal ob improvisiert oder komponiert, egal in welchem Jahrhundert erfunden, egal ob ausgetüftelt oder dem Zufall überlassen – sie befindet sich in einem unendlichen Prozess der Verwandlung und ist somit ein immer neuer, lebendiger Organismus. Sie entsteht in der Zeit, die wir ihr schenken, um sie wahrzunehmen.

Mein Wunsch also: Nehmen wir sie uns, diese Zeit – seien wir präsent und offen für ein Erlebnis!
Johannes Fischer

Die Texte zum ersten Eigenzeit-Festival finden Sie hier >>