
KonzertMeditation
KOMED 2
Lin Chen
Michael Gees Kuration, Moderation und Klavier
Das Geheimnis des Könnens liegt im Wollen. Ist das ein chinesisches Sprichwort? Nein. Aber dieses: Die höchste Tugend ist, wie Wasser zu sein, das allen zugute kommt, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Jedenfalls, beide Sätze dienen Lin Chen als Kompass im Ozean des musikalisch Möglichen und charakterisieren ihre Kunst als eine des sanften Wollens. Lin Chen ist eine äußerst vielseitige Multi-Perkussionistin und Performerin. Und Meisterin der klingenden Philosophie, wie ich hinzufügen möchte, nachdem ich mich bei ihrem Spiel selig selbst vergessen habe. Bei dieser adventlichen westöstlichen KOnzertMEDitation ist sie meine Partnerin.
KOMED ist ein Format zur gemeinschaftlichen Spontanerfindung zeitgenössischer Musik. Im Text, im Geräusch, im Moment erlauschen wir Töne, legen sie unter die Lupe der Aufmerksamkeit (Meditation) und bilden Zusammenhänge.
Wir verpflichten uns, für die Dauer etwa einer Stunde etwas miteinander anzufangen, in Beziehung zu bleiben und uns führen zu lassen von der als gemeinsam erkannten Idee. Jedes akustische Ereignis gilt und trägt zum Ganzen bei. Jederzeit darf das Unerwartete eintreten und uns zur Integration herausfordern. Im Idealfall, also gar nicht mal so selten, entdecken wir Musik, auf die niemand von uns allein gekommen wäre. Anwesende erleben sich selbst und einander zunehmend als Mitwirkende: Ohne sie und ihr intentionales Hören wäre nichts erklungen. Denn wer wollte die Gegenwart bezeugen, wenn nicht die, die dabei sind?
„Meet the Artists“ im Anschluss an jedes Konzert.
Foto Michael Gees: Leander Gabriel Liebe