Musikpreis der Stadt Duisburg 2022

Youth Symphony Orchestra of Ukraine (YsOU)

Preisverleihung

Mitglieder des YsOU
Oksana Lyniv
Prof. Dr. Holger Noltze

Künstlergespräch

Ensemble des YsOU und der Duisburger Philharmoniker

Im November 2016 gingen die Einladungen an die Musikschulen in der gesamten Ukraine in die Post – auch die in Donezk und Luhansk. Von 300 jugend­lichen Bewerber:innen wurden 98 nach Lwiw einge­laden, um sich dort einer strengen ukrainisch-deutschen Jury zu präsentieren. 30 von ihnen wurden schließlich aus­gewählt, um an einer ersten Arbeitsphase teil­zunehmen. Das Youth Symphony Orchestra of Ukraine (YsOU, dt.: Jugendsinfonieorchester der Ukraine) war gegründet.

Angeregt wurde das Projekt von der Dirigentin Oksana Lyniv, die nach ihrer Ausbildung an der Musikakademie in Lwiw ein Aufbaustudium an der Musikhochschule Dresden absolviert hatte. Sie war danach Assistentin von Kirill Petrenko an der Bayerischen Staatsoper in München und wurde 2017 als Chef­dirigentin an die Oper Graz engagiert. 2021 debütierte sie – als erste Frau am Pult – bei den Bayreuther Festspielen.

„Damals, während meines Studiums in Deutschland“, so Oksana Lyniv, „hatte ich die Möglichkeit, mit deutschen Jugendorchestern zu arbeiten. Es gibt viele davon in Deutschland, jede Region hat ihr eigenes Orchester. Es war mein Traum, etwas Ähnliches in der Ukraine zu erschaffen. Und so gaben wir 2017 beim Festival LvivMozArt unser Debüt, dann spielten wir beim Beethovenfest in Bonn, in Kiew und Berlin.“

Besonders das Berliner Konzert im Rahmen des Festivals Young Euro Classic wurde zum weit ausstrahlenden Triumph. Das Publikum im überfüllten Saal des Konzerthauses Berlin applaudierte stehend; der deutsch-französische Kultursender Arte übertrug das Konzert im Fernsehen und stellte den Mitschnitt in seine Mediathek.

Nach diesen ersten Höhepunkten in seiner jungen Karriere arbeitete das Orchester hoch­motiviert weiter. „Durch erfolgreiche Bewerbung und Auswahl­verfahren können Kinder aus allen Regionen der Ukraine Mitglied des Orchesters werden“, sagt Oksana Lyniv. „Und wir sind sehr stolz darauf, dass über 25 Groß- und Kleinstädte sowie Dörfer in unserem Orchester vertreten sind.“

Soll all das nun vorbei sein? Der russische Angriffskrieg hat auch viele Mitglieder des Jugend­sinfonieorchesters in die Flucht getrieben. Das Slovenian Youth Orchestra richtete in Ljubljana ein Music Camp ein, um möglichst vielen von ihnen eine Fortsetzung ihrer Ausbildung zu ermöglichen und durch die Orchesterarbeit eine sinnstiftende Aktivität in der Fremde anzubieten.

Hilfe kommt auch von einer Partnerorganisation aus Deutschland: „Das Bundesjugendorchester hat vor fünf Jahren geholfen, das Youth Symphony Orchestra of Ukraine zu gründen, und beide Klang­körper haben bereits mehrfach gemeinsam musiziert“, so Sönke Lentz, Orchesterdirektor des Bundesjugend­orchesters, das kürzlich eine große Spendenaktion startete. „Unsere Gedanken sind jetzt bei all jenen, die von den Kriegshandlungen betroffen sind, und wir hoffen, dass besonders unsere Freundinnen und Freunde des ukrainischen Jugendorchesters und ihre Familien unversehrt bleiben.“

Mit dem Musikpreis der Stadt Duisburg soll die künstlerische ebenso wie die friedensstiftende Arbeit gewürdigt werden, die das Jugendsinfonie­orchester der Ukraine in den vergangenen fünf Jahren zu einem Klangkörper von weltweiter Ausstrahlung gemacht haben. Mit dem Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro möchte die Köhler-Osbahr-Stiftung dazu beitragen, dass die Arbeit des Orchesters auch ins schweren Zeiten fortgesetzt und seinen Mit­gliedern eine Zukunftsperspektive gegeben werden kann.

Hier finden Sie eine Liste der Musikpreisträger:innen seit 1990 >>

Foto: Serhiy Horobets

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