Der unsichtbare Dritte

6. Philharmonisches Konzert

Duisburger Philharmoniker

Benjamin Shwartz Dirigent

Christian Poltéra Violoncello

6. Philharmonisches Konzert Benjamin Shwartz Dirigent

Benjamin Shwartz Dirigent
 

6. Philharmonisches Konzert Christian Poltéra Violoncello Foto: Neda Navaee

Christian Poltéra Violoncello
Foto: Neda Navaee

Wenn von Robert Schumann und Antonín Dvořák die Rede ist, dann steht immer noch ein großer Dritter verborgen mit im Raum – nämlich Johannes Brahms, der von Schumann protegiert wurde und seinerseits den jungen Dvořák nach Kräften förderte. Als der 20-jährige Brahms im September 1853 erstmals am Haus der Schumanns in der Bilker Straße zu Düsseldorf läutete, lag das Cellokonzert a-Moll schon seit drei Jahren in der Schublade. Kein Cellist von Rang hatte das Stück bisher spielen wollen, obwohl Schumann in dieser Sache mehrfach Kontakte geknüpft hatte. Als das Konzert 1854 im Druck erschien, war Schumanns Geisteskrankheit bereits in Form quälender Gehörshalluzinationen ausgebrochen. Wenig später wurde der Komponist in ein Bonner Sanatorium eingeliefert und verschwand aus dem musikalischen Leben; das Cellokonzert wurde erst 1867 in Breslau uraufgeführt.

Mit seiner gerafften Form, seiner eingängigen Melodik und lyrischen Stimmungsdichte hat das Stück seinen Platz im Repertoire der Cellisten natürlich längst gefunden. Unter Leitung von Benjamin Shwartz, in dieser Spielzeit 1. Gastdirigent der Duisburger Philharmoniker, spielt Christian Poltéra die drei nahtlos verbundenen Sätze auf dem legendären Stradivari-Cello „Mara 1711“, das zuvor seinem Lehrer Heinrich Schiff gehört hatte. Der Schweizer Cellist konzertiert regelmäßig mit Elite-Klangkörpern wie dem Gewandhaus­orchester Leipzig, den Münchner Philharmonikern und dem Orchestre de Paris. Mit Frank Peter Zimmermann und Antoine Tamestit bildet er ein erfolgreiches Streichtrio, das 2013 auch im Rahmen der Duisburger Kammer­konzerte zu erleben war.

Als Antonín Dvořák 1884 die Komposition seiner Sinfonie Nr. 7 in Angriff nahm, war sein Ruf als Komponist längst europaweit gefestigt. Dennoch stand er nach wie vor unter dem Einfluss Johannes Brahms’, der sich die neue Sinfonie „noch ganz anders“ gewünscht hatte als die vier Jahre zuvor entstandene sechste. Dvořák sollte ihn nicht enttäuschen: Das kantige, dramatisch erregte, nur wenig von böhmischem Musikanten­tum durchwärmte Werk zeigte eine ganz neue Seite seines Verfassers. Gänzlich fern der Brahms’schen Vorstellungswelt indes lag Dvořáks 1896 komponierte sinfonische Dichtung „Die Waldtaube“: Diese musikalische Ballade um Schuld und Sühne folgt in ihrem plastischen Erzählton eher dem Vorbild Franz Liszts.

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