Mensch und Welt

6. Philharmonisches Konzert

Duisburger Philharmoniker

Axel Kober
Dirigent

Christoph Prégardien
Tenor

6. Philharmonisches Konzert 2017/18 · Axel Kober Dirigent · Foto: Susanne Diesner

Axel Kober Dirigent
Foto: Susanne Diesner

6. Philharmonisches Konzert 2017/18 · Christoph Prégardien Tenor · Foto: Marco Borggreve

Christoph Prégardien Tenor
Foto: Marco Borggreve

Jahrhundertwenden gab es viele. Aber nur eine von ihnen hat es zur Bezeichnung für eine ganze Epoche, eine Geisteshaltung, einen Kunst- und Lebensstil gebracht. Die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert war von Aufbruchsstimmung und kreativer Unruhe geprägt. Mit Sigmund Freuds Entdeckung des Unbewussten und Albert Einsteins Relativitätstheorie gerieten vermeintliche Gewissheiten über Mensch und Welt ins Wanken. Revolutionäre Strömungen setzten den alten europäischen Monarchien gewaltig zu. In Architektur, Mode und Design verdrängten fließende Linien und geschwungene Ornamente den Bombast der Gründerzeit.

Kein Komponist hat die Schwingungen dieser faszinierenden Epoche so feinnervig aufgegriffen wie Gustav Mahler. Seine 1905 veröffentlichten „Sieben Lieder aus letzter Zeit“ sind ein tönendes Zeitpanorama, in dem sich schlichter Volkston und klangliches Raffinement, Sinnlichkeit und Weltentsagung eindrucksvoll begegnen. Der Tenor Christoph Prégardien ist den Duisburger Philharmonikern seit langem eng verbunden: In der Saison 2010/11 wirkte er hier als „Artist in Residence“; 2016 wurde der international geschätzte Künstler und Pädagoge zum 60. Geburtstag mit einem großen Schubert-Projekt geehrt. Für Prégardiens baritonal grundierte Stimme liegen Mahlers Orchesterlieder ideal – und mit Axel Kober steht ihm ein ausgewiesener Spezialist für die deutsche Spätromantik zur Seite.

Dass Anton Webern ein glühender Verehrer Gustav Mahlers war, ist in seinen höchst komplexen und komprimierten Spätwerken kaum mehr zu erkennen. Ganz anders in der frühen Tondichtung „Im Sommerwind“, die 1904 entstand, aber erst 1962 zur Uraufführung kam. Hier schöpft Webern noch ganz aus dem Vollen, zeigt sich als berufener Sachwalter jenes spätromantischen Klangideals, dem zeitgleich auch der Brite Edward Elgar in seinen „Enigma-Variationen“ folgt. Das Werk steckt voller biografischer Andeutungen und Fingerzeige, die findige Forscher nach und nach „enträtselt“ haben – ohne dieser prachtvollen Musik doch ihre letzten Geheimnisse entreißen zu können.

„Klangprobe“: Edward Elgars Enigma-Variationen op. 36 >>
Gespielt vom St. Petersburg Philharmonie Orchester unter der Leitung von Yuri Temirkanov.

Das Konzert wurde vom WDR3 live übertragen!

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